Endlich gesund und erholsam schlafen!

Endlich gesund und erholsam schlafen!

Endlich gesund und erholsam schlafen!

Soweit Michael M. (44) sich erinnern kann, war er immer müde. Er ging als erster ins Bett, brauchte mehr Schlaf als andere und fühlte sich trotzdem nie ausgeschlafen. Ein Termin im Schlaflabor brachte ihm die Diagnose: Schlafapnoe. Ein Atemgerät half ihm nur wenige Jahre, dann kehrten die Beschwerden zurück. Auf eigene Faust machte Michael sich auf die Suche nach einer passenden Therapie und fand schließlich durch eine ungewöhnliche Operation zurück in ein erholtes, gesundes Leben.

Es begann früh und harmlos

Als Sabrina im Teenageralter ihren künftigen Ehemann Michael kennenlernte, beobachtete sie erstmals, dass er ungewöhnlich laut schnarchte. „Mein Mann hat schon immer geschnarcht”, sagt sie. Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass Michaels Atem im Schlaf aussetzte. „Er atmete nicht und schnappte dann nach Luft“, erinnert sie sich. Ihr Mann fand sein Schnarchen nicht außergewöhnlich. Sabrina jedoch beschäftigte der Gedanke, dass mit ihrem Mann etwas nicht stimmte. Sie nahm seine Geräusche im Schlaf sogar auf. Schließlich war Michael bereit, einen Termin bei einer Fachärztin zu vereinbaren.

Langer Weg zur Diagnose

Nie hätte er gedacht, dass der damit begonnene Weg zu einem gesunden Schlaf so lang würde. Schlafapnoe ist eine schlafbezogene Atemstörung durch Verengungen im Rachebereich. Durch die regelmäßigen Atemstillstände leiden Betroffene unter Dauermüdigkeit und ihren Folgen. Bei der Lungenfachärztin wurde der damals 33Jährige auf ein sogenanntes Schlafscreening vorbereitet. Dafür trug er über Nacht ein kleines Gerät – ähnlich wie bei einem 24-Stunden-EGK – um den Bauch. Es zeichnet die Atemaktivität im Schlaf auf, damit die Gefährdung für eine Schlafapnoe abgeschätzt werden kann. „Bei dieser Untersuchung hat sich herausgestellt, dass es bei mir Atemaussetzer gibt“, erinnert sich Michael. Für weitere Untersuchungen wurde er an ein Schlaflabor überwiesen und stationär aufgenommen. Unter Beobachtung von Schlafmedizinern wurden im Schlaf seine Gehirnströme, Herzschlag, Blutdruck und Atembewegungen gemessen. Nach zwei Nächten war die Diagnose eindeutig: Schlafapnoe.

Schwere Folgeerkrankungen werden begünstigt

Die schlafbezogene Atemstörung entsteht durch die Erschlaffung der Rachenmuskulatur. Sie verengt den Abstand zwischen Zungengrund und Rachenhinterwand so sehr, dass Atemluft nicht mehr frei einströmen kann. Der Körper wird nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Betroffene schnarchen laut, bekommen schlecht Luft, in schweren Fällen setzt ihre Atmung ganz aus. Dadurch steht ihr Körper zum einen unter anhaltendem Stress, da er mit ständigen Weckrufen reagieren muss. Zudem macht die Schlafapnoe notwendigen Schlaf und die mit ihm einhergehende Erholung praktisch unmöglich: Wichtige Anteile an Tief- und Traumschlaf sind stark vermindert oder werden ganz unterbrochen. Betroffene fühlen sich tagsüber ständig müde und niedergeschlagen, leiden unter Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen. Nicht zuletzt steigen durch fehlende Erholung und Dauerstress die Risiken für Herzkreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle drastisch.

Hilft eine Schlafmaske?

Für Michael fügte sich damit alles zusammen. Helfen sollte ihm ein CPAP-Gerät (Continuous Positive Airway Pressure, dt. Atemwegsüberdrucktherapie), das durch eine dichtsitzende Maske über Mund und Nase die Atmung unterstützt. Es erzeugt einen leichten Druck in den Atemwegen, der das Einatmen erleichtert und zugleich verhindert, dass die Atemwege zusammenfallen. Die Maske störte Michael kaum, viel zu groß waren seine Erleichterung und die lang ersehnte Erholung am Morgen. „Ich habe wunderbar geschlafen“, sagt er heute. Jede Nacht schlief er mit der Maske, ohne nach Luft zu schnappen. Sabrina bemerkte den Unterschied sofort: Ihr Mann war wacher, aktiver und nickte nicht mehr ein.

Keine Therapie wirkte nachhaltig

Sieben Jahre lang war das die perfekte Lösung. Michael schlief mit der Maske, nahm regelmäßig Kontrolltermine wahr, fühlte sich ausgeschlafen, erholt und zufrieden. Doch irgendwann verschlechterte sich Michaels Zustand wieder: Er kämpfte mit Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Druckgefühl auf der Brust, und die Tagesmüdigkeit kehrte zurück. Um die Ursache für seine Beschwerden zu finden, brachte Michael zahlreiche Arztbesuche, MRT- und verschiedene neurologische Untersuchungen hinter sich, doch alles vergebens. Abfinden wollte er sich damit aber nicht. Auf eigene Faust suchte er im Internet nach Beschwerden in Verbindung mit einer Schlafapnoe. Er fand heraus, dass seine Symptome sehr wahrscheinlich von seiner Krankheit herrührten, und stieß auf eine mögliche Operation gegen die Schlafapnoe. „Davon hatte ich noch nie gehört“, erinnert er sich. „Ich dachte, dass es eine Krankheit ist, die man nicht heilen, nur mit einer Atemmaske therapieren kann.“

Chirurgischer Eingriff gegen Schlafapnoe

                  Michael nach dem Eingriff

Auch Dr. Dr. Dr. med. Winfried Kretschmer, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Göppingen sieht im Eingriff zur Behandlung der Schlafapnoe eine gute Chance für die Betroffenen. „Wir erweitern den Atemweg an der Stelle, die sich im Schlaf verengt“, erklärt er. „Ziel ist die Vorverlagerung der Kinnspitze um mindestens zehn Millimeter. Dann ist eine gute Chance gegeben, den Atemweg so zu erweitern, dass die Patienten von der Schlafapnoe loskommen.“

Im Rahmen einer diagnostizierten Schlafapnoe werden Kiefer-Gesichts-Verlagerungen nur etwa dreimal im Jahr durchgeführt, denn viele Faktoren spielen eine Rolle und müssen in Voruntersuchungen abgeklärt werden. Nicht jeder Schlafapnoe-Fall kann operiert und so behandelt werden. Michael hatte Glück: Bei seiner Voruntersuchung im Herbst 2018 zeigte ein 3D-Scan seines Kopfes die starke Verengung seiner Luftröhre auf Höhe des Unterkiefers. Ein operativer Eingriff versprach also Erfolg. Michael fiel die Entscheidung für die Operation leicht, denn das CPAP-Gerät half ihm einfach nicht mehr.

Endlich schläft Michael erholsam und gesund

Im März 2019 war es endlich so weit. Der Eingriff wurde vom Mundinneren über das Zahnfleisch durchgeführt. Äußerlich sichtbare Narben entstehen bei dieser Methode nicht. Beide Kiefer wurden nacheinander nach vorne verlagert und im nächsten Schritt mit Titanplatten und Schrauben fixiert. Im Gegensatz zu alten Operationsmethoden ist das eine große Erleichterung für die Patienten, denn so können sie schon nach wenigen Tagen ihren Mund wenigstens zeitweise wieder öffnen. Dennoch sagt Michael: „Die Operation ist kein Spaziergang, das muss man sich bewusst machen und gut überlegen.“

In den Wochen nach dem Eingriff musste er eine Schiene zwischen den Zähnen tragen, einen sogenannten Splint, der dabei hilft, die Position der frisch operierten Kiefer zu halten. Zunächst konnte Michael darum nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. „Als ich ihn nach der OP sehen durfte, war alles geschwollen, Schläuche guckten aus ihm heraus und er hat schlecht Luft bekommen. Das war eigentlich das Schlimmste. Aber danach ging es bergauf!“, erinnert sich Sabrina erleichtert zurück.

Ein neues, aktives Leben

Trotz der herausfordernden Zeit nach der Operation erzählt Michael noch heute gerne von dem Moment, als er zwei Nächte nach überstandenem Eingriff sein altes CPAP-Gerät neben sich sah und genau wusste: „Damit muss ich nie wieder schlafen.“

Von dem Operationsergebnis ist er heute noch begeistert. Auch für seine Frau waren die seither stillen Nächte ein ganz neues Erlebnis, erinnert sie sich lachend: „Weil ich das gar nicht kannte!“ Drei Monate nach dem Eingriff wurde bei einer Nachfolgeuntersuchung im Schlaflabor endgültig festgestellt, dass Michael nicht mehr unter Schlafapnoe leidet. Seine Lebensqualität habe sich um 100 % verbessert, sagt er, und: „Ich würde diese Operation jederzeit wieder machen.“ Heute kann er intensiver am Leben teilnehmen, ist fitter, denn er bekommt nachts genügend gesunden und erholsamen Schlaf.

Obwohl sein Eingriff schon über zwei Jahre her ist, ist Michael noch immer das einzige operierte Mitglied des Bundesverbands Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e. V. (BSD), bei dem er aktiv tätig ist. Der Austausch mit anderen Betroffenen in der Gruppe ist ihm wichtig. Er möchte seine Erfahrungen teilen und auf die Krankheit aufmerksam machen, die nicht nur ihn so viele Jahre belastet hat, sondern auch vielen anderen Menschen Nacht für Nacht den Schlaf raubt.

Bildnachweis: privat

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