Mit und durch Parkinson voll integriert

Mit und durch Parkinson voll integriert

Timo hat nach seiner Parkinson-Diagnose schwere Zeiten durchgemacht, doch die Selbsthilfe gab ihm neue Kraft.

Mit und durch Parkinson voll integriert

Timo weiß seit über zehn Jahren, dass er an Morbus Parkinson leidet. Er war gerade einmal 31 Jahre alt, da zeigte sich als erstes Anzeichen das Zittern seiner rechten Hand. Nach der Diagnose zog sich der junge Mann zurück, seine Ehe zerbrach, Freundschaften, auf die er vertraute, lösten sich. Heute geht Timo offensiv mit seiner Parkinsonerkrankung um, bietet sogar Hilfe für andere Erkrankte. Er engagiert sich in der Parkinsonselbsthilfe und ist glücklich in seiner zweiten Ehe. 

Immer öfter sind junge Menschen betroffen

Weit verbreitet ist der Irrglaube, die Diagnose erhielten nur ältere Menschen. Timo erzählt: „Sogar bei Ärzten habe ich das persönlich erlebt.“ Auch darum engagiert er sich in der Selbsthilfe, um über die Diagnose und den Umgang mit Parkinson aufzuklären. Er hält informative Vorträge und leitet Workshops. Denn er möchte der Gesellschaft vermitteln, dass es eben auch viele junge Erkrankte gibt, wie ihn. Und er möchte nicht, dass sie allein damit sind. Wie bei Timo zeigen etwa 8–10 Prozent der Betroffenen bereits vor dem 40. Lebensjahr erste Symptome der noch unheilbaren Krankheit. Manchmal sind sogar Jugendliche betroffen. Die korrekte Diagnose erfolgt dann aber häufig viel später, nachdem die Anzeichen zunächst ignoriert oder fehlgedeutet wurden.  

Mit Hilfe und Selbsthilfe weitermachen

Bei Morbus Parkinson haben die meisten sofort das sichtbare Zittern im Kopf. Kaum einer weiß etwas von der ebenso häufig auftretenden Muskelsteifheit und der Bewegungsverlangsamung. Morbus Parkinson betrifft Schätzungen zufolge 1% der Weltbevölkerung, in Deutschland 220.000 Menschen.In den schlimmsten Fällen kommt es zum sogenannten Freezing, dann stehen die Erkrankten komplett still, können sich nicht bewegen. Auch Timo kennt das, erlebte die absolute Bewegungslosigkeit als Fußgänger beim Überqueren einer Straße: Seine Ampel wurde rot, aber seine Beine schienenmitten auf der Straße im Boden verankert zu sein. „Alle haben gehupt, ich wurde angebelt, ob ich schon mittags betrunken sei. Aber ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen.“ Er hatte Glück, dass eine Passantin, die das Krankheitsbild von Parkinson kannte, die Situation richtig einschätzte und Timo von der Straße half. Denn oft reicht es, wenn jemand von außen die Starre auflöst. Auch im Umgang mit solchen Situationen kann die Parkinsonselbsthilfe aufklären.

Angst vor dem Unbekannten

Es kostete Timo Zeit, die Diagnose „Parkinson“ zu verarbeiten. Als er bereit war, lud er seine Bekannten und Freunde zu einem Grillfest ein und erzählte ihnen von der Krankheit. Er musste mitansehen, wie ein Viertel der Menschen daraufhin aufstand und ging. „Das war schrecklich für mich. Inzwischen denke ich, da war bei vielen wohl Angst vor dem Unbekannten dabei“, erinnert sich Timo. Heute ist er auch wegen seines Selbsthilfe-Engagements beliebt. Seit einigen Jahren wohnt er an einem neuen Ort, an dem er mit seiner Parkinsondiagnose voll akzeptiert wird. 

“Ich mache etwas gleich oder gar nicht.”

Auch unter seinen notwendigen Medikamenten leidet Timo nicht mehr. Wenn die Medikation nicht richtig eingestellt ist, kämpfen Parkinsonpatienten häufig mit schweren Nebenwirkungen der Therapie, die von Depressionen über Halluzinationen und regelmäßige Alpträume bis hin zu Suchterkrankungen reichen. Diese Symptome belasten oft schwerer als der Parkinson. Der zweifache Vater weiß daher: „Als Parkinsonpatient braucht man einen Arzt, dem man vertraut und mit dem man über alles reden kann. Wirklich über alles!“ Auch dabei kann eine Selbsthilfegruppe wie die JuPa, eine Gruppe für junge Parkinsonerkrankte, helfen.

Heute plant Timo nicht mehr so viel wie früher, bevor der Parkinson sein Leben veränderte. Er sagt: „Durch die Krankheit bin ich oft eingeschränkt. Umso wichtiger ist es mir geworden, Dinge sofort in Angriff zu nehmen, wenn es mir gut geht.“ So hielt er es auch mit seiner zweiten Hochzeit mit der neuen Liebe. Nach fünf gemeinsamen Jahren heirateten die zwei im August 2016 mit einer großen, fröhlichen Trachtenhochzeit in einer Scheune.

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